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Mona Radziabari

*1983 in Teheran, Iran
Lebt und arbeitet in Wien.

Mona Radziabari, pointless hole
Mona Radziabari, pointless hole
Mona Radziabari, In the memory of lost dreams, 001, 2016, Plastik, Gips, Holz, o.M.
Mona Radziabari, In the memory of lost dreams, 001, 2016, Plastik, Gips, Holz, o.M.
Mona Radziabari, In the memory of lost dreams, 001, 2016, Plastik, Gips, Holz, o.M.
Mona Radziabari, In the memory of lost dreams, 001, 2016, Plastik, Gips, Holz, o.M.
Mona Radziabari, Less is enough, 60 x 50 cm, Acrylic on wood
Mona Radziabari, Less is enough, 60 x 50 cm, Acrylic on wood
Mona Radziabari, Less is enough, 60 x 50 cm, Acrylic on wood
Mona Radziabari, Less is enough, 60 x 50 cm, Acrylic on wood
Mona Radziabari, pointless hole
Mona Radziabari, pointless hole

Mona Radziabari wurde 1983 in Teheran geboren. Heute lebt und arbeitet sie in Wien. 2005 machte sie ihren Bachelor-Abschluss am Handicrafts Department der Tehran University of Art. 2014 kam sie nach Europa und schloss 2018 ihr Master-Studium im Fach Trans Arts – Transdisziplinäre Kunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien ab. Die Repressionen des iranischen Regimes erlebte Mona Radziabari seit ihrer frühen Kindheit – als Mensch, als Frau, später auch als Künstlerin. In ihrer Arbeit weist vieles unmissverständlich darauf hin, dass die Einflussnahme des Politischen aus ihrer Kunst ebenso wenig wegzudenken ist wie aus ihrem Leben.

2012, da lebte Mona Radziabari noch im Iran, realisiert sie ein Fotoprojekt, das als solches gar nicht hätte zustande kommen dürfen. Nach der Niederschlagung der grünen Revolution im Jahr 2009 hatte sich der Iran verändert, die Machthaber versuchten durch strikte Restriktionen das Leben zu beherrschen. Fotografieren ist in Teheran zu dieser Zeit polizeilich verboten. Die Künstlerin tut es trotzdem – mit einem alten Karton, den sie zu einer Lochkamera umfunktioniert. Die Ergebnisse der Serie Pointless hole sind surreale Fotografien, die einen Eindruck davon vermitteln, wie Mona Radziabari ihre Heimatstadt unter der Ägide der Machthaber erlebt: als „einen fremden Ort“, ja, „einen anderen Planeten“.

Als Mona Radziabari 2014 ihr Heimatland verlässt, um in Wien zu studieren, kommt eine weitere Erfahrung hinzu, die in ihrem Leben und künstlerischen Schaffen Spuren hinterlässt: die Erfahrung einer Migrantin. Konfrontiert mit den Gegebenheiten einer neuen Lebenswirklichkeit, kann sie das politische Geschehen in ihrer Heimat nur noch aus der Ferne verfolgen. Unter diesem Eindruck entsteht 2016 die Arbeit In the memory of lost dreams (2016). Es ist eine Assemblage aus weiß getünchten Gegenständen und Artefakten. Die Objekte mögen an „verlorene Träume“ erinnern, aber tatsächlich verkörpern sie jene symptomatischen „Abwehrmechanismen, die vom Unterbewusstsein eingesetzt werden, um die Realität zu manipulieren, zu verleugnen oder zu verzerren, um Angstgefühle und inakzeptable Impulse abzuwehren und das eigene Selbstschema aufrechtzuerhalten“, wie die Künstlerin erklärt.

Um die Wahrnehmung und Manipulation solcher Realitäten geht es auch in der Werkgruppe Who cares. Darin benutzt Mona Radziabari iranische Tageszeitungen, die zwischen 2011 und 2015 erschienen sind, als „Bildträger“. Die Fotos auf den jeweiligen Seiten werden von ihr übermalt. Die Evidenz der Berichterstattung, die in der Regel durch Presse- oder Reportagefotos bezeugt wird, stellt sie grundlegend in Frage. An deren Stelle setzt die Künstlerin solipsistische Miniaturen, die eher verlorene Träume und Sehnsüchte transportieren, als dass sie auf eine wie auch immer geartete Realität mit Nachrichtenwert Bezug nehmen.

Während des ersten Corona-Lockdowns im Frühling 2020 entsteht eine Serie von Malereien, deren Titel angibt, wie lange man zu Fuß von Wien nach Teheran unterwegs wäre: 33 days and 13 hours. In einer Zeit, in der Bewegungsspielräume auf das Minimum reduziert und ihre Heimat unerreichbar sind, klickt sich Mona Radziabari über Google Maps durch Stadtpläne von Teheran. Sie hält digitale Kartenansichten fest und malt sie auf die Leinwand – gerade so als wolle sie als Exilantin die geografische Distanz ein aufs andere Mal überbrücken.

Verglichen mit den Kartenansichten sind die Bilder aus der Serie Less is enough noch abstrakter. Aber der Impuls für die Malereien ist auf fast schon unerträgliche Weise konkret, real, krass. Angesichts der kursierenden Bilder von der blutigen Niederschlagung der jüngsten Proteste in ihrem Heimatland, wirken diese fast schon meditativ kontemplativen Farbfeldmalereien wie ein selbstverordneter Entzug. Oder wie es die Künstlerin selbst beschreibt: „Ich spürte die Last des unermesslichen Leids besonders auf meinen Augen und beschloss, meinen Blick auf leere Räume zu richten, um Frieden zu finden.“

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Mona Radziabari – I miss you