Paul Thuile
*1959, Bozen, Südtirol, Italien.
Lebt und arbeitet in in Gargazon, Italien.
Aus dem Katalog Spuren-Tracce, Kunstmuseum Erlangen, 2021
von Sophia Petri
Paul Thuile zeichnet auf Papier sowie auf MDF-Platten und hält dort – bewusst fragmentarisch und reduziert of Umrisslinien – menschliche Lebensräume wie Zimmer, Treppenhäuser oder auch Schreibtische fest. Meist hat er einen persönlichen Bezug zu diesen Räumen. Es sind in gewisser Weise Erinnerungsbilder, die mit den Orten aber auch den Menschen eng verknüpft sind. In der letzten Zeit zeichnet er immer öfter an Orten, die kurz vor dem Abriss oder der Umgestaltung stehen. Dort setzt der Künstler vergängliche Zeichnungen direkt auf die Wände der Räume. Sie würdigen für einen Moment den Ort vor seiner Umgestaltung in der Kunst neu. Und dann werden sie zusammen mit dem Ort zerstört. Was bleibt, ist eine Fotografie der Zeichnung im Raum, die unter genauer Anweisung Paul Thuiles von einem Fotografen angefertigt wird und die er im Zeichenprozess zu jeder Zeit mitdenkt. Spannend dabei ist, dass für Thuile diese Fotografie nicht nur Einnerungsträger des nicht mehr existierenden Kunstwerkes ist, sondern Fotografie und Zeichnung an der Wand eine Einheit bilden. Sie ermöglichen eine völlig neue Betrachtungsweise des Raumes im Bild. Auffällig on Paul Thuiles Zeichnungen ist die Fragmentierung, die spezielle Perspektive und auch die leicht vibrierende Linienführung. Besonders stark wird dies in den Wandzeichnungen, bei denen er ganz nah vor der Wand steht und nur das zeichnet, was er im Radius seiner zeichnenden Hand erreicht. So entstehen schräge Perspektiven und Verzerrungen . Spannend wird es im Abgleich mit der Fotografie, die einerseits meist ganz frontal aufgenommen ist und andererseits eben dadurch nicht immer die Vorlage der Zeichnung im Raum erfasst.