Dave Bopp – Worlds Collide / Mountains Form

Zum diesjährigen Art Alarm eröffnet die Galerie Michael Sturm die Galeriesaison mit einer Einzelausstellung von Dave Bopp. Es ist fast auf den Tag genau zehn Jahre her, dass der damals noch junge Maler seine Premiere in der Stuttgarter Galerie feierte. Entsprechend gespannt darf man auf seine jüngsten Arbeiten sein, die in den vergangenen Monaten für die Ausstellung entstanden.

So viel steht fest: Die Arbeit von Dave Bopp hat sich im Laufe der Jahre verändert – im Ursprung, im Ergebnis und im Prozess. Die anfänglich analytische All-over-Malerei, die die Bildfläche detailreich zergliederte und die Betrachter mit einem haltlosen „Overkill“ konfrontierte, ist einem Tiefenraum gewichen, der zumindest auf den ersten Blick geordneter erscheint. Man meint, Landschaften zu erkennen – teils mit eingezogener Horizontlinie – wenngleich nicht im Querformat, sondern in den allermeisten Fällen hochformatig. Nichts daran ist real, irdisch oder gar naturnah. Diese Landschaften haben ihren Ursprung im Kopf des Künstlers und nehmen in großformatigen Malereien Gestalt an. Mindestens genauso erstaunlich gestaltet sich der malerische Prozess, den Dave Bopp immer weiter perfektioniert hat.

In den fünf Werken der Serie Sailor 1-6 tauchen wir ein in eine See, die man bestenfalls stürmisch, im schlimmsten Fall dystopisch nennen kann. Wellen, die wie scharfkantige Scheiben den Bildraum schichten, erscheinen wie unüberwindbare Hindernisse, am Horizont ertrinkt ein Planet in der malerischen Gischt. Dann wieder treffen glutrote Lavaströme auf perlmuttartig schimmernde Oberflächen, in den Schluchten laufen mit Tusche gefärbte Acryllacke ineinander. Mit der Pipette marmoriert Dave Bopp fantastische Flächen im Wasserbad. Mit feiner Klinge setzt er das Seziermesser an, um dem schönen (Augen-)Schein ein abruptes Ende zu bereiten.

In der Arbeit Low Light verdichtet sich die Malerei zu zerklüfteten Felsformationen, während sich in der oberen Bildhälfte tatsächlich die Schemen von Bäumen abzeichnen. Geradezu lebensfeindlich erscheint die Landschaft in dem monumentalen, zweiteiligen Werk Disaster Taxon. Aber es gibt Hoffnung: Denn der Titel verweist auf sogenannte Pionierorganismen, die nach einer Katastrophe den zerstörten Lebensraum als Erste wieder besiedeln. Wie eine Art „Neuanfang“ erscheint in diesem Zusammenhang die ebenfalls großformatige Arbeit Initiation, in der man fast schon wesenhafte Figuren zu erkennen glaubt.

Angesichts der jüngsten Werke von Dave Bopp, die in der Galerie Michael Sturm erstmals zu sehen sind, muss man einmal mehr feststellen: Diese Malerei ist faszinierend, einzigartig und nicht von dieser Welt. Man muss sie erlebt haben.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, den 20. September ab 11 Uhr im Rahmen des Stuttgarter Art Alarm statt. Der Künstler ist anwesend.

Dave Bopp (*1988 in Basel) lebt und arbeitet in Berlin. Von 2009 – 2011 studierte er an der Zürcher Hochschule der Künste, 2011 wechselte er an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und machte 2018 seinen Abschluss bei Prof. Reto Boller. Seit 2011 hatte Dave Bopp zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u. a. in Stuttgart, Freiburg, Wien, Zürich, Berlin und New York.